Unteruhldingen, Hagen, Cloppenburg oder Landwüst … in meiner Urlaubsplanung spielen Freilichtmuseen eine entscheidende Rolle. Von Kindheit an faszinieren mich historische Gebäude und die altertümliche Lebensweise.

Wie oft habe ich schon gedacht, wie wäre es schön, auch in meiner Heimat würde es eine solche museale Einrichtung geben. Nicht nur, dass ich einen Großteil meiner Freizeit dort verbrächte, ich würde auch Freunde und Familie dazu eingeladen meine Begeisterung zu teilen.

Nun habe ich über meine Anstellung beim Regionalmanagement „Silbernes Erzgebirge“ einen Menschen kennengelernt, der ebenfalls einen solchen Wunsch hegt und ihn auch umzusetzen sucht.

Kay Arnswald am Lehmbackofen des Lößner-Hofes.
Foto: Kay Arnswald

Ich bin bei Kay Arnswald auf dem Lößner Hof in Helbigsdorf. Mit seiner Frau und zwei weiteren Familien hat er vor zehn Jahren den Vierseithof gekauft und behutsam wohnlich gemacht.

Wir sitzen bei Kaffee und Kuchen in der Küche. „Die Spülbecken waren einst die Futtertröge der Schweine, als das hier noch Stall war.“ Es wird sofort spürbar, dieser Mann schätzt alte Baumaterialien und Handwerkstechniken. Das rührt aus seiner Tätigkeit als Zimmerer und Holschutzgutachter her, bei der er immer wieder bemerkt, dass ausgediente Holzbalken, Türbeschläge oder auch technische Einrichtungen im Container landen. Sein Bedauern zu dieser Wegwerfmentalität ist groß.

Die Küche seines Wohnhauses war einst Schweinestall, Foto: Kay Arnswald

Dass er diese alten Baumaterialien für eine weitere Verwendung einfach aufbewahren muss, sehe ich, wenn ich die Scheune betrete. Vom Fenster über Jugendstillampen bis hin zur Wäschemangel findet sich alles. Wer möchte kann seine Sachen bringen oder auch der kommen, der bestimmte Dinge sucht. „Ganze Häuser abbauen und die Bauteile weiter verkaufen kann eine lukrative Einnahmequelle sein, aber das ist nicht meine Intension“ sagt Kay und betont, dass er das ehrenamtlich macht und viel seiner Zeit investiert.

Bergung einer Wäschemangel, Foto: Kay Arnswald

Dieses Sammelsurium macht aber nur Sinn, wenn es wieder einen funktionalen Nutzen findet oder es die Baukultur der Region abbildet und somit dokumentarisch und pädagogisch wirkt. Nicht zuletzt weil die räumlichen Kapazitäten ausgeschöpft sind, treibt Kay die Idee voran, den Grundstein für ein Bau- und Kulturzentrum zu legen.

Und wer sich fragt, was darunter zu verstehen ist, dem sei gesagt, dass diese Begrifflichkeit durchaus zweideutig zu verstehen ist. Kay denkt mit einem Augenmerk auf die Freilichtmuseen Blankenhain oder Seiffen durchaus an die Präsentation und Vermittlung der regionalen Baukultur und Handwerkstechnik, die in Mittelsachsen noch gar keine Darstellung findet. Aber er möchte sein Zentrum auch weiteren Gruppen öffnen, es zu einem außerschulischen Lernort machen und Künstlern und Musikern Raum bieten. Damit kann es ein touristischer Anziehungspunkt werden oder auch nur ein Ort, an dem Familien eine schöne gemeinsame Zeit verbringen.

Freilichtmuseum Seiffen, Erzgebirge
Foto: Kay Arnswald

Das ist so eine wundervolle Idee, dass man sie aus ganzem Herzen unterstützen möchte, aber lieber Kay, wer begleitet dich dabei?

Den Mehrwert für die Region erkennen sie alle an, sei es die sächsische Kultusministerin oder der sächsische Innenminister, die Sächsische Landeskonservatorin oder der sächsische Museumsbund. „Gerade diese übergeordneten Stellen sind wichtig und ich bin überall auf offene Ohren gestoßen“, meint Kay vor allem im Hinblick dessen, dass der Betrieb der Einrichtung die eigentliche Herausforderung sein wird. Um den Bedarf, die Kosten, die Trägermodelle und den Standort aus zu loten, hat die Stadt Wilsdruff ihn mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Da ein solches Kulturzentrum die Potentiale des Ländlichen Raums hervorheben und stärken kann, sind die dafür nötigen Mittel zum Großteil aus der LEADER-Förderung geflossen. Kays stille Hoffnung ist, dass aus der Studie eine Projektstelle entwächst, die sich dann konkret mit der Gestaltung eines Museumskonzeptes befasst und „dann wird bei den Verantwortlichen auf Gemeinde-, Landkreis- und Landesebene das Interesse so groß sein, dass sie auch noch die Umsetzung realisieren möchten.“

Vielleicht sehe ich dann in naher Zukunft den Kachelofen wiederaufgebaut, den mein Mann und ich in unserer Scheune fanden, und der nun in Kays Bergehof schlummert, um wieder angefeuert zu werden.

Dieser Beitrag ist Teil der Blogparade zum Thema Kultur und Kulturtourismus im ländlichen Raum #KulTourRaum. Ein Kooperationsprojekt von Kultur hoch N und Zeilenabstand.net.

2 thoughts on “Ein Zentrum für Ländliche Baukultur – Die Vision eines Freilichtmuseums für Mittelsachsen”

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