Von den Lockerungen überholt

Als wir von Kultur hoch N die nun zu Ende gegangene Blogparade planten, ahnten wir zwar, dass Lockerungen anstanden, aber dass zum Zeitpunkt, an dem ich diese Zeilen tippe, schon so viel wieder möglich sein würde, hätte kaum jemand von uns vermutet.
Den sich überschlagenden Änderungen ist es möglicherweise auch geschuldet, dass mehrere Beiträge, die wir einkalkuliert hatten, letztlich doch nicht bei uns eintrudelten. Sie waren in ihrem Ansatz inhaltlich bereits vor ihrer eigentlichen Veröffentlichung überholt.
Das Ergebnis unserer Blogparade #kulturalltagcorona2 sind acht Beiträge aus verschiedenen Bereichen der Kulturarbeit und des kulturellen Erlebens. Lasst uns darauf noch einmal zurückblicken:

Birgit Baumann | Kultur hoch N (15. Mai 2021): Langsam bergauf?
In meinem Auftaktbeitrag skizzierte ich mein Erleben von Kultur seit dem Ende unserer ersten Blogparade unter dem Motto #kulturalltagcorona. Vom Sommer, in dem ich die vorsichtig wiedererwachte Kulturszene in Museen und Konzerten genoss bis hin zum Frust im „Lockdown Light“ mit der Onlinekultur.
Kaum sieben Wochen nach dem Verfassen meines Beitrags habe ich bereits wieder einige kleine schöne Open Air Veranstaltungen besuchen können: Poetry Slam, Comedy und Puppentheater. Aus dem „Langsam berauf?“ ist jetzt fast ein „Rasanter Aufstieg“ geworden.

Ansgar Silies | Freischaffender Klangkünstler, Szenograf und Musiker (18. Mai 2021): Kunst im Spagat
Für Ansgar Silies war die Zeit nach dem ersten Lockdown vor allem eine Phase, in der sich sein Prinzip bewahrheitete, dass es für freischaffende Künstler wichtig ist, möglichst mehrgleisig unterwegs zu sein. So ergaben sich neben pandemiebedingten Ausfällen von Projekten für ihn auch neue Chancen, die er in steter Ausbalancierung mit dem Familienleben nutzen konnte. Umgesetzt hat er unter anderem ein Soundwalkprojekt in der Stadt Lingen, das Stadtgeschichte und Raum klanglich erfahrbar macht.

Katrin Rodrian | Kulturagentur der Ostfriesischen Landschaft (20. Mai 2021): Ansichten zur Corona-Situation im Kulturbereich
Katrin Rodrian hat für uns an mehreren Beispielen gezeigt, wie verschiedene Kultursparten in Ostfriesland mit kreativen Ideen durch die Pandemie gekommen sind und was sich daraus entwickelt hat. Die Zeiten der Lockdowns waren für sie und alle Beteiligten alles andere als Zeiten des Stillstands! Außerdem hat sie verschiedene Möglichkeiten zur Förderung von Projekten in Niedersachsen aufgelistet, aus deren Töpfen Gelder für eine Umsetzung beantragt werden können.

Dr. Damian Kaufmann | Selbstständiger Webdesigner und Blogger, Zeilenabstand.net – Kultur & Digitales (25. Mai 2021): Ein Jahr später: Selbständigkeit in der Pandemie
In seinem Blog veröffentlichte Dr. Damian Kaufmann seinen Beitrag zur Blogparade. Ihm nutzte, ähnlich wie auch Ansgar Silies, die Tatsache, sich in seiner Selbständigkeit nicht nur auf eine Kernkompetenz festgelegt zu haben, sondern verschiedene Services anbieten zu können. Homeoffice macht generell bereits einen Großteil seiner Arbeitszeit aus. Trotz allem war er in vielerlei Form betroffen: Projekte stagnierten, Auftritte bei Konferenzen und Erwachsenenbildungskurse in Computerarbeitsräumen fielen aus.

Petra Wendholz | Kunstschule Zinnober, Papenburg (21. Juni 2021): Sowohl als auch – unterwegs
Die Kunstschule, in der Petra Wendholz tätig ist, hat auf kreative Weise versucht, mit den Kindern und Erwachsenen, die sonst an den Programmen teilnehmen, auch in Zeiten von Distanzunterricht und Schließung der Räumlichkeiten Kontakt zu halten. Es gab kleine Kunstaufträge oder auch verschiedene Kunstpakete, mit denen sich Interessierte zuhause beschäftigen konnten.
Was die Öffnung der Kulturbetriebe angeht, so sieht Petra Wendholz in Papenburg mit einem weinenden Auge, dass das Forum Alte Werft als Veranstaltungszentrum nicht zur Verfügung steht, da dort eines der beiden emsländischen Impfzentren untergebracht ist.

Linda Wilken | Stadt Dülmen / integratives Zentrum einsA, Dülmen (23. Juni 2021): Zumachen und Anfangen
Ein schwieriges Startjahr hatte das integrative Zentrum einsA in Dülmen, denn seine Eröffnung im Mai 2020 und somit auch die Etablierung bei den künftigen Nutzern war pandemiebedingt sehr eingeschränkt. Linda Wilken blickt auf das Konzept des Zentrums und auf die verschiedenen Ansätze, die in den vergangenen 13 Monaten mit aller Vorsicht und Bereitschaft zu spontanem Umdenken umgesetzt werden konnten.

Gesche Gloystein | Fachstelle Plattdeutsch beim Emsländische Landschaft e.V., Meppen (25. Juni 2021): Stop and go and stop and go
Gesche Gloystein nimmt die Leser mit auf ihren Weg durch die immer wieder ausgebremste Arbeit an zwei Plattdeutschfestivals. Wie bleibt man motiviert bei der Stange, wenn die Veranstaltungsreihen, die eigentlich einen Vorlauf von rund einem Jahr haben in Anbetracht verschiedener Pandemiewellen wiederholt umgeschmissen werden müssen. Immer mit dabei die Fragen: Können wir vor Ort veranstalten und wenn ja, mit wie vielen Besuchern und zu welchen Bedingungen? Müssen wir eine Onlinevariante des Festivals mitplanen und wie wirkt sich das inhaltlich auf die Veranstaltungen aus und kann man den kostentechnischen Zusatzaufwand kalkulieren?

Stefanie Karg | Museum Schloss Moritzburg in Zeitz (27. Juni 2021): Ja. Nein. Vielleicht?
Kultur hoch N-Vorsitzende Stefanie Karg berichtet aus vereinsinterner Sicht. Diverse Male galt es, die für den Herbst 2020 geplante Exkursion des Vereins nach Magdeburg umzuplanen. Zu groß die Fragezeichen und der Aufwand für Hygienemaßnahmen, Registrierung, Abstandsregeln – alles hätte die sonst so familiäre Stimmung unmöglich gemacht. Ob Gastronomie, Hotellerie und vor allem auch Museumsführungen überhaupt verfügbar wären: unsicher. Absage, Verlegung in den Frühjahr 2021 und abermals Absage. Der Herbst 2021 wird ebenfalls übersprungen. Vorsichtig richtet sich Stefanie Kargs Blick auf das Frühjahr 2022.


Wie groß ist die Lust der Leute auf streng reglementierte Kulturveranstaltungen mit angezogener Handbremse, während Fans ohne Abstand schier masken- und hemmungslos in EM-Fußballstadien aktiv zur Verbreitung der Deltavariante von Covid-19 beitragen?
Bei aller Freude über die neuen Lockerungen und die damit einher gehenden wiedererwachenden Möglichkeiten, bleibt zu beobachten, wie einschneidend die Veränderungen sich in den kommenden Monaten und Jahren auswirken werden.

Allen, die sich an der Blogparade beteiligt haben, danke ich im Namen des Vereins herzlich für die interessanten und vielseitigen Betrachtungsweisen zum Thema #kulturalltagcorona2.

Birgit Baumann
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One thought on “#kulturalltagcorona2 – ein Rückblick”

  1. Liebe Birgit,
    vielen Dank für diesen schön zusammengefassten Rückblick der Beiträge auf KULTUR hoch N! Obwohl auch ich sehr glücklich darüber war endlich wieder Kultur in Papenburg genießen zu können mit 5 besuchten Veranstaltungen an dem Open Air Event Wochenende „Film & Concert“ im Stadtpark, stimme ich deinem Fazit auf die rasanten Lockerungen zu.
    Mit einem Rest Grundoptimismus hoffe ich, dass die Planungen aller Kulturschaffenden und Kulturveranstaltern ab Herbst nicht genauso schnell überholt werden in umgekehrter Richtung.
    Beste Grüße,
    Petra

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