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Zwei Regialog-Partner – das Schiffahrtsmuseum der oldenburgischen Unterweser und der Brake Tourismus und Marketing e.V. – haben 2015 Projekte abgeschlossen, die maßgeblich von RegialogInnen begleitet und realisiert wurden.

Kulturlandschaft Unterweser

Das Schiffahrtsmuseum der oldenburgischen Unterweser e. V. besteht aus den drei Häusern „Borgstede & Becker“ und Telegraph in Brake sowie Haus Elsfleth. Zusätzlich zu den Dauerausstellungen, die in den Gebäuden gezeigt werden, weißt das Projekt „Kulturlandschaft Unterweser“ als Entdeckungsreise auf wichtige Gebäude und Plätze der regionalen Schifffahrtsgeschichte außerhalb des Museums.
Die Geschehnisse und Orte der Schifffahrtsgeschichte in Brake, Elsfleth und längs der Weser werden mithilfe von individuell zusammenstellbaren Infokärtchen sowie über QR-Codes und eine Internetseite dokumentiert und so Interessierten, Touristinnen und Touristen sowie Besucherinnen und Besuchern des Museums anschaulich und auf verschiedene Arten präsentiert.
Das Projekt „Kulturlandschaft Unterweser“ versteht sich als „entgrenztes Museum“ und schließt die Lücke zwischen museal aufbereiteter Präsentation und Vermittlung und den noch erhaltenen und erlebbaren Orten des maritimen Erbes der Region.
Zusätzlich zu den Infokärtchen werden in den nächsten Monaten ausgewählte Inhalte der Dauerausstellungen in den Museums-Häusern mit QR-Codes ausgestattet, die weitergehende Informationen über einzelne Ausstellungsstücke bieten. In Verbindung mit den bereits bestehenden Infokärtchen, die eine Kontextualisierung und Erfahrbarkeit der maritimen Kulturlandschaft der Unterweser-Region ermöglichen, entsteht so Schritt für Schritt eine umfassende Verbindung zwischen Museum und Region. Auf diese Weise wird der Rundgang durch die Dauerausstellung sinnvoll um „Stadtrundgänge“ ergänzt, die die Besucherinnen und Besucher als zusätzliches Angebot nutzen können.
Die Verbindung von „Außenstationen“ und Objekten und Themenfeldern im Museum ist bereits jetzt angelegt.
Mittel- und langfristig soll das Projekt um den Bereich der Unterweser bis Nordenham und südlich bis Lemwerder erweitert werden.
Das Projekt ist zweisprachig deutsch/englisch angelegt.

Die Zielgruppe

„Kulturlandschaft Unterweser“ ist so formuliert und gestaltet, dass es von Besucherinnen und Besuchern ab dem Jugendalter genutzt werden kann. Im Fokus stehen Familien, aber auch Individual- und Gruppenreisende. Die Dokumentation auf Infokärtchen erlaubt das flexible Zusammenstellen individueller Routen, die entweder zu Fuß, aber auch per Fahrrad, PKW oder auch mit dem öffentlichen Nahverkehr erkundet werden können. Daneben richtet sich das Projekt nicht nur an Tagesgäste oder Urlauber, sondern selbstverständlich auch an die Anwohner, die mit Hilfe der angebotenen Informationen ihr eigenes Lebensumfeld und die maritimen kulturellen Wurzeln ihrer Region vertiefend erkunden können.
Durch die zweisprachige Konzeption (deutsch/englisch) wird das Projekt der gemischten Besucherstruktur der Wesermarsch sowie der zunehmenden Globalisierung gerecht.
Durch die neu erstellte Internetseiten www.wesermarsch-maritim.de bzw. en.wesermarsch-maritim.de ist das Angebot auch vom heimischen PC aus zu erreichen. Dadurch wird zusätzliche Aufmerksamkeit, z.B. bei der Urlaubsplanung, auf die Geschichte der Region gelenkt und selbige auch in der „digitalen Welt“ sichtbar gemacht.

Die Realisierung

Ol Landschaft Nds LzO-Logo_Rot_Regionale Stiftung_cmykDie Grundlagen des Projektes wurden bereits im Jahr 2013 in Angriff genommen. Im Rahmen der Weiterbildung „Regialog“ wurden erste Recherchen und Texterstellungen durchgeführt, welche 2014 intensiviert und weiter vorangetrieben wurden. Zum Abschluss kam das Projekt schließlich im August 2015. 25 Stationen in Brake und Elsfleth wurden erschlossen und aufbereitet. Weitere Stationen sind in Planung und werden nach und nach auf der Internetseite eingepflegt und als Infokärtchen veröffentlicht.
Die Infokarten, welche in deutsch- und englischsprachigen Varianten vorliegen, stehen in allen Häusern des Schiffahrtsmuseums der oldenburgischen Unterweser zur Verfügung. Zudem haben die Touristinformation Brake und die Touristinfo Elsfleth die Karten in einem separaten Aufsteller in ihr Sortiment aufgenommen.
Ohne die Projektförderung durch die Oldenburgische Landschaft sowie die Regionale Stiftung „Gutes tun“ der Landessparkasse zu Oldenburg hätte „Kulturlandschaft Unterweser“ nicht in diesem Umfang realisiert werden können. An dieser Stelle gilt der Dank den beiden Projektförderen für die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit.

Verknüpfung bestehender Angebote

Das Schiffahrtsmuseum der oldenburgischen Unterweser steht für eine aktive Zusammenarbeit mit kulturellen und touristischen Akteuren der Region. Aus diesem Grund ist die Verknüpfung mit und der Hinweis auf weitere Angebote, die eine sinnvolle Ergänzung zum Angebot des Museums darstellen, von besonderer Wichtigkeit. So gibt es in Brake verschiedene Stadtführungen und Angebote wie „CultureCall“, auf die auf den Internetseiten und teilweise auf den gedruckten Infokärtchen hingewiesen wird. Die entsprechenden Informationen und Hinweise werden regelmäßig ergänzt.

Wer nicht lesen will, kann hören – CultureCall in Brake

Parallel zum Projekt „Kulturlandschaft Unterweser“ wurden vom Brake Tourismus & Marketing e.V. verschiedene CultureCall-Stationen entwickelt. Das von der Firma ms [i] und der EWE entwickelte Format des „Sighthearings“ bietet Touristen und Einheimischen die Möglichkeit, an verschiedenen Stationen durch Anrufe mehr über Sehenswürdigkeiten und besondere Orte in der jeweiligen Stadt zu erfahren. Tina Wulf und Klaus Decker beschreiben die Entstehung des Projektes so: „Ein Beitrag in der Zeitschrift der Oldenburgischen Landschaft gab den Anstoß, sich näher mit der Idee zu beschäftigen.“ Zuständig für die Ausarbeitung der Stationen und die Erstellung der meisten Texte waren auch hier die Regialogen Claus Hock und Klaus Reichmann. Als Sprecher konnte der Autor und Rundfunksprecher Gerd Spiekermann gewonnen werden. Hier konnten zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Da Spiekermann sowohl hoch- als auch plattdeutsch spricht, liegen alle Stationen zweisprachig vor.

In 18 Stationen durch Brake

Insgesamt 18 Stationen, die meisten davon rund um die Braker Fußgängerzone, die Kaje und den Hafen angesiedelt, wurden erstellt. Die endgültige Realisierung konnte aber auch bei CultureCall erst 2015 erfolgen. Die Regialogin Karen Hammer brachte das Projekt zum Abschluss: Ein Flyer mit einer schematischen Karte und einer Liste der Stationen hilft Interessierten jetzt, die Stadt per Telefon zu erkunden. Der Mordstein in Golzwarden hört sich auf plattdeutsch zum Beispiel so an:

CultureCall-A6-HOCH-ENDHier, leeve Lüe, staoht wi vör een Tüügnis von een gräsig Verbreken dat hier vör lange Tieden passeert is. Dat hier is de Mordsteen von Golzwarden.
Op een Hoff hier ganz dicht bi leevten moal dree Bröer und mit ehr ehre Huushöllersche Anna Rüdebusch. Wat dor op denn Hoff allns passeert is kann vandagen natürlich nüms mehr seggen man een´s gooden Daags weer dat sowiet dat de Huushöllersche wat Lüttjes kreeg. Nüms wull dat Kind so recht hebben und wer de Vadder weer kunn ok nümms so genau seggen. Und denn weer dat Kind dot, noch nichmal dree Weken is dat old wurrn. Wiel dat Kind over vörher ganz gesund weer keem gau de Snackeree op dat dor woll wen nohulpen harr. Und dat hebbt se denn de Mudder anhungen und se inspeert.
Dor weern de Bröer denn bang dat Anna Saken vertelln de de nüms weten schull und hebbt se dor wedder rutholt. Man nich weil se ehr helpen wulln, nee, se schull nie mehr wat seggen könen und darum hebbt se ehr op gräsige Aart eenfach umbröcht.
Rutkoamen is dat ganze eers 14 Joahr later, worüm eegentlich, dat weet nüms mehr. Und denn hebbt se de Bröer darto verurdeelt dissen Steen hier  optostelln darmit man ehr Schann alltied gewoahr weern kunn. Dat kann´n op den Steen ut de Tied von 1651 ok so naläsen.
Nakoamen von de Bröer hebbt laterhen ok versöcht den Stehen bisiet to bringen und em in´n Graben smeten. Joahre later hett man em wedder funn und fein wedder opstellt dat man de gräsigen Geschichten von vör een poar hundert Joahr ok alltied gewoahr ward.

Von Fluten und Deichen erzählt eine andere Station:

CultureCall-A6-HOCH-END2Von Fluten und Deichen
Wenn man so dicht am Wasser wohnt, wie die Braker das tun, lebt man mit dem Wasser im Guten wie im Schlechten. Deshalb hieß es hier wie an der gesamten Nordseeküste: Du musst deichen oder weichen. Damit aber der Deich auch hielt, frönten die alten Deichbauer dem grausigen Brauch, dass etwas Lebendiges mit eingegraben werden müsse. So erzählt man sich in Bremen, man habe in den Weserdeich das Kind einer ledigen Magd versenkt, erst dann wollte er halten. Auch in Theodor Storms Schimmelreiter heißt es dazu: „Ein Kind ist besser noch; wenn das nicht da ist, tut’s auch ein Hund“.
Hier in Brake soll ein Pater unterm Deich begraben liegen. Und das kam so: Als vor vielen Hundert Jahren eine Sturmflut das Wasser bis an die Deichspitze stehen ließ, soll besagter Pater den Deich bei der Ortschaft Harrien angestochen haben, so dass er brach. Das Wasser wirbelte durch den Bruch hindurch, ergoss sich ins Land und spülte dabei eine Kuhle aus, in der auch nach der Flut das Wasser stehen blieb. So entstand die Harrierbrake. Für die Deichbauer war das aber ein großes Unglück, denn der Bruch konnte nicht wieder verschlossen werden. Erst als man dort ein Schiff versenkte, ließ sich die Lücke wieder schließen. Damit der Deich aber auch in Zukunft hielt, musste der Pater, der für das Unglück verantwortlich war, allein auf diesem Schiff bleiben und zum Fundament des neuen Deiches werden.
Aber auch noch in jüngerer Vergangenheit beschäftigten die aufbrausenden Fluten die Menschen hinter dem Weserdeich. Die Sturmflut von 1962 verursachte schwere Schäden entlang der Weser und auch Brake blieb nicht verschont.
So wurde der Keller des Hotels Linne, das heute Hotel am Strom heißt, völlig überflutet, und damit auch der Weinkeller des Hotels. Den Flaschen selbst machte das natürlich nichts aus, aber die Etiketten waren ausnahmslos alle abgewaschen, so dass man jetzt nicht mehr wusste, welcher Wein in welcher Flasche war. Da gab es nichts mehr dran zu retten. Also machte der Hotelier aus der Not eine Tugend und etikettierte den Wein kurzerhand um. Der Braker „Flutwein“ war geboren und wurde zum Einheitspreis verkauft. So wird manch einer „bei Linne“, wie das Hotel auch heute noch im Volksmund heißt, ein richtiges Schnäppchen gemacht haben, während anderen der Preis wohl noch im Nachhinein Kopfschmerzen bereitet hat.

Das besondere an CultureCall ist, so Tina Wulf, dass man auch von Zuhause aus noch einmal nachhören kann und seinen Urlaub in Brake so wachhalten kann. Auch vom heimischen PC aus ist das möglich, denn alle Audiodateien und Texte sind auf der CultureApp abrufbar. Hier kann man auch die Stationen anderer Orte anhören.

Claus Hock
Going Social

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