Teil II ­– Zur Vorgeschichte am Museum für Völkerkunde bis zum zweiten Weltkrieg

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Rudolf Virchow

Im Dezember 1886 wurde das „Königliche Museum für Völkerkunde“ gegründet. Mitbegründer war unter anderem Rudolf Virchow (1821 – 1902), der neben seinen wegweisenden Arbeiten in der Medizin auch als Pionier der ur- und frühgeschichtlichen Archäologie gilt. 1869 gehörte er zu den Gründern der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte (BGAEU).

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Albert Voß

Erster Direktor des Museums für Völkerkunde wurde Adolf Bastian (1826 – 1905), ebenfalls Gründungsmitglied der BGAEU. Zum ersten Direktor der Vorgeschichtlichen Abteilung, die aus der bereits bestehenden Sammlung nordischer Altertümer hervorging, wurde Albert Voß (1837 – 1906). Voß konnte die ursprüngliche Sammlung erweitern und von ihrem norddeutschen Schwerpunkt lösen. Er wollte die Sammlung geografisch und chronologisch ausgeglichen gestalten.

Carl Schuchhardt (1859 – 1943) führte einen Paradigmenwechsel von der Naturwissenschaftlichen zur historischen Auffassung der prähistorischen Archäologie herbei. Außerdem war er an der ideellen Loslösung von der Anthropologie und Ethnologie beteiligt. Er organisierte die Neuaufstellung der Sammlung von 1908 und den Umzug in den Martin-Gropius-Bau des Kunstgewerbemuseums 1921. Zwar war auch Schuchhardt Konservativer, eine Neugestaltung im extrem nationalistischen bzw. später nationalsozialistischen Sinne der Ausstellung fand jedoch nicht statt. Dies lag auch an dem schwelenden Dauerkonflikt zwischen Schuchhardt und Kossinna, der besonders seit dem Fund des Eberswalder Goldschatzes immer weiter eskalierte. Trotz aller wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach dem Ersten Weltkrieg und während der Weltwirtschaftskrise gelang es Carl Schuchhardt die Sammlung zu erweitern und auszubauen. Als moderner Prähistoriker setzte er sich auch für die Etablierung eines gesetzlich geregelten Denkmalschutzes ein.

Wilhelm Unverzagt (1892 – 1971) konnte Schuchhardts Werk vollenden und die Abteilung des Museums für Völkerkunde 1931 in das selbstständige Staatliche Museum für Vor- und Frühgeschichte abschließen. Unter seinem Direktorat unternahm er die Neugestaltung der Schausammlung und die Aufarbeitung der Magazinbestände. Beides Posten die Aufgrund der Weltwirtschaftskrise lange überfällig waren. Im Mittelpunkt seiner Arbeit lagen die Kulturentwicklung und die Völkerbeziehungen. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise und des Krieges konnte er viele seiner Ziele nicht erreichen. Eine seiner wichtigsten Leistungen war der Aufbau einer Studiensammlung.

Die Politisierung seines Museums konnte er mit dem Austritt aus der Gesellschaft für deutsche Vorgeschichte, die später zum Reichsbund für deutsche Vorgeschichte und von Hans Reinerth geleitet wurde, weitgehend unterbinden.

Kevin Ostwald

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