Die Kunstschule Zinnober der Stadt Papenburg ist in der „Corona-Zwangspause“, wie die gesamte hiesige Kulturabteilung. Da die Räumlichkeiten ein „schönes und vor allem sicheres künstlerisches Arbeiten“ mit Einhaltung der Hygienevorschriften nicht hergaben, finden seit dem Lock Down keinerlei Kurse, Workshops, Projekte oder Ausstellungen mehr statt.

Nach dem ersten Schock haben wir, wie viele andere Kreative auch, überlegt, wie wir trotzdem ein Angebot für unsere Teilnehmer*innen machen können. Besonders in der ersten Zeit, als die Kinder gar nicht zum Kindergarten oder zur Schule gehen konnten und die Älteren aus Vorsicht zuhause blieben, allgemein eine große Unsicherheit herrschte, war es wichtig ein Signal und Symbol der Zusammengehörigkeit und Solidarität zu schaffen. Mit der Idee der Künstlerin Editha Janson starteten wir „Gemeinsam sind wir bunt!“. Ein Konzept, bei dem Menschen aller Altersgruppen und in besonderen Lebenslagen sich beteiligen konnten, um die beängstigende Zeit mit künstlerischem Tun zu füllen.
Es ging darum von zuhause aus ein einfarbig gestaltetes DIN-A 4 Blatt an uns zu schicken oder in unseren eigens dafür eingerichteten Corona-Postkasten zu bringen. Wir waren überwältigt von der Resonanz, dass diese Idee von mehr als 300 Menschen begeistert angenommen wurde. Die vielen bunten, kreativen und freudigen Rückmeldungen, die in den Wochen darauf bei uns eintrafen, waren ein Zeichen der Hoffnung und Verbundenheit. Viele Einsendungen kamen von auch weit über die Grenzen Papenburgs hinaus bei uns an. Wie schön! Denn im Gegensatz zu den vielen Online-Angeboten, bei denen die geschaffenen Kunstwerke zuhause bleiben, wollten wir ein grenzüberschreitendes großes WIR daraus entstehen lassen, dass später real von allen zu besichtigen ist. Jede Einsendung wurde fotografiert und auf unserer Webseite veröffentlicht und gewürdigt.

Mehr als 300 Einsendungen erreichten die Kunstschule für „Gemeinsam sind wir bunt!“

INTERAKTIV BUNT

Genau wie jede Woche neue Erkenntnisse bezüglich des Corona-Virus kursierten, kursierten die Ideen der kreativen Köpfe in der Kultur weiter und daraus entstand ein „richtiges Projekt“, das nun mit Mitteln der Emsländischen Landschaft e.V. gefördert wird und „INTERAKTIV BUNT“ heißt. Die Künstlerin, die nun auch endlich ein angemessenes Honorar für ihren Einsatz erwarten darf, beliefert Schulen, Kindergärten, Soziale Einrichtungen mit Material und künstlerischen Anleitungen und ist dabei im direkten Austausch mit den Menschen in den verschiedenen Institutionen.

Aus den vielen Einzelwerken wird die Künstlerin ein großes Gemeinschaftswerk in der Galerie der Kunstschule kreieren. Nach der Corona-Krise, wenn alle wieder zusammenkommen dürfen, soll es mit einer Ausstellungseröffnung gefeiert werden. Tja, das dachten wir im Mai und spekulierten, dass das ja spätestens im September sein würde. Das ist aus der heutigen Sicht sehr optimistisch gewesen. Wie sich alles weiterentwickeln wird, ist ja noch unklar.

Papenburg kreiert „help the artist“

Apropos, Honorar ist natürlich ein Stichwort, denn auch bei der Kunstschule arbeiten Künstler*innen, die keine anderen Einkünfte haben und von der Covid- 19- Pandemie existentiell bedroht sind. Mit „help the artist“ hat Papenburg Kultur sehr schnell für Unterstützung gesorgt und mehrere Streamings inszeniert, bei denen bildende Künstler*innen der Kunstschule, Schauspieler und Musiker auftraten. Einige haben staatliche Hilfen in Anspruch genommen und werden damit die kritische Zeit des Nichteinkommens vielleicht überbrücken können. Je nachdem, wie lange es noch dauern wird.
Wir planen ab September wieder mit unserem neuen Kursprogramm zu starten … und bis dahin alle Voraussetzungen dafür geschaffen zu haben, dass ein entspanntes und sicheres Arbeiten möglich ist.

Verändertes Arbeiten

Für mich, als Leiterin der Kunstschule Zinnober, ist es immer noch ungewohnt in eine leere Kunstschule zu kommen, die sonst von einem bunten Treiben mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen erfüllt gewesen war. Und auch sonst hat sich einiges im Arbeitsalltag verändert. Zum Beispiel war es sehr deprimierend für mich und meine Kollegin unsere Arbeitszeit am Schreibtisch erst einmal nur dafür einzusetzen, um die vielen Kurse und vorbereiteten Aktionen und Projekte abzusagen. Aber wie heißt es so schön: „Es gibt nichts Schlechtes, in dem nicht auch etwas Gutes wäre!“ und in diesem Sinne haben wir viele sehr gute und verständnisvolle Gespräche geführt mit den Menschen, die von diesen Absagen betroffen waren.

Der persönliche Kontakt, scheint mir, ist überhaupt das Wichtigste in dieser Situation gewesen. So habe auch ich mehr telefoniert als sonst und alle anderen digitalen Möglichkeiten genutzt, um beruflich, aber auch privat in möglichst nahem Kontakt zu bleiben. Auch meine erste Zoom-Konferenz mit Kunstschulkolleg*innen des Landesverbandes der Kunstschulen Niedersachsens war ein neues Erlebnis der Kommunikation, dem weitere folgten und es sich mittlerweile fast normal anfühlt an Webinaren und Online-Konferenzen teilzunehmen.

Für die Kunstschule haben wir allerdings keine digitalen Angebote entwickelt. Aus meiner Sicht als Kunstpädagogin, sind diese Formate gut geeignet für bestimmte Bereiche der Bildung und als Übergangslösung in dieser Situation absolut gut geeignet. Aber da Kunstschulen Orte sein sollen, in denen erlebnisbetonte Lern-, Erfahrungs- und Gestaltungssituationen als künstlerische Bildungsprozesse initiiert werden, die persönliche Erfahrungen mit sich und der Welt ermöglichen sollen, gehört für mich der direkte Kontakt in der Gruppe und mit der Künstler*in als wesentliche Voraussetzung dazu. Auch der Ort als solcher ist ein entscheidendes Kriterium, denn dieser Ort beinhaltet mit all seinem vielseitigen Material und der besonderen Atmosphäre die Möglichkeit zu solchen Prozessen zu inspirieren.

Ich hoffe also darauf, dass diese Orte bald wieder so genutzt werden können, wofür sie konzipiert wurden.

Dieser Blogbeitrag entstand als Teil der Blogparade #KulturAlltagCorona in Kooperation mit Zeilenabstand.net.

Petra Wendholz
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One thought on “Kunstschule im #KulturAlltagCorona”

  1. Petra,

    vielen Dank, dass Du so spontan zugesagt hattest, bei der Blogparade mitzumachen und Deinen ganz eigenen Blickwinkel auf die derzeitige Situation zu schildern.

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