Fünf (+1) Fragen an…

Arnulf Eichhorn, den Chef der Lachmesse Leipzig e.V.

 

Lachmesse – was ist das ?

Das Europäische Humor- und Satire-Festival Leipzig, die Lachmesse, ist Deutschlands größtes internationales Kabarett- und Kleinkunstfestival. Jährlich im Oktober gastieren an elf Tagen in zwölf Gastspielhäusern in über 120 Veranstaltungen ca. 190 Kabarettisten und Kleinkünstler.
Wenngleich in der Kabarettmetropole Leipzig bei diesem Festival dem politisch-satirischen Kabarett besondere Aufmerksamkeit zukommt, sind mit über der Hälfte aller Gastspiele das gesamte Spektrum der Kleinkunst vertreten: Comedy, Clownerie, Musik, satirische Lesungen, Varieté, Off-Szene, Boulevard-Theater, Pantomime, Talk, Cartoon, Nonsens und Groteske.
Veranstalter, respektive Spielstätten der Lachmesse sind die Kabaretts Leipziger Pfeffermühle, academixer, Leipziger Funzel, das Kabarett-Theater SANFTWUT, das Werk II, die Moritzbastei, das Krystallpalast Varieté , Central Kabarett, das Revuetheater am Palmengarten, Oper und das Schauspielhaus. Hauptveranstaltungen finden in der Oper und im Gewandhaus statt.
Zu jedem Festival wird das beste Programm durch den Lachmesse e.V., Leipziger Kulturjournalisten und eine Leserjury der Leipziger Volkszeitung mit einem LEIPZIGER LÖWENZAHN ausgezeichnet. Dieser Preis wird jeweils zur Eröffnungsveranstaltung der folgenden Lachmesse überreicht. Bisherige Preisträger waren u.a. die Missfits, Stewart & Ross (NL/USA), die Microband (I), Georg Schramm, Tom Pauls, Peter Spielbauer, Bruno Jonas, Horst Schroth, Avner Eisenberg (USA), die Magdeburger Zwickmühle, Thomas Freitag, das Duo Schwarze Grütze, Matthias Deutschmann, das Düsseldorfer Kom(m)ödchen, Ursus und Nadeschkin (CH), Reiner Krönert, Klaus Eckel (A), Christoph Sieber, Pigor/Eichhorn, Tobias Mann und das Duo Böhnke/Lange. Dieser Preis gehört, neben dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Salzburger Stier, mittlerweile zu den begehrtesten Kleinkunstpreisen.
Dank der großzügigen Förderung der Cigarettenmarke CABINET wurde bis 2007 während der Lachmesse der CABINET-Preis für die besten neuen Programme des Jahres in den Sparten Kabarett, Comedy und Musik vergeben. Die Preisträger werden mit 2.500 Euro Fördergeld für ihre weitere künstlerische Arbeit prämiert. Seit 2013 führt der Lachmesse e.V. den Nachwuchscontest „Kupferpfennig-Wettstreit” durch. Der Preisträger erhält 100 000 Cent Preisgeld.

Das Festival führt internationale Künstler aller Genres zusammen, fördert Begegnungen, gegenseitiges Kennenlernen und geistigen Austausch. Besonderes Augenmerk legt die Organisation des Festivals darauf, dass regelmäßig osteuropäische Künstler und paritätisch ost- und westdeutsche Künstler eingeladen werden. Das leistet kein anderes Festival. Bei anderen Festivals in den „alten” Ländern werden bestenfals ein, zwei Ostkünstler als Feigenblatt eingeladen. Traditionell präsentieren die Leipziger Kabaretts zur Lachmesse ihre aktuellen Programme.

Besondere Wertschätzung durch alle Künstler erfährt das Festival, weil Leipzig wirklich auch eine Stätte der Begegnung, des geistigen Austausches, des Meinungsstreites und der Anregung während der Lachmesse ist. Nicht selten sitzen die Künstler bis in die frühen Morgenstunden im Künstlerclub, der academixer-Kneipe, bei angeregten Gesprächen. Immer mehr Künstler kommen Tage vor ihrem Auftritt oder bleiben länger, um sich Kollegen anzuschauen und um die beschriebene Atmosphäre zu genießen. Regelrecht Kult ist die seit zehn Jahren in der Oper veranstaltete „Jürgen-Hart-Satire-Matinee” (zu Ehren des 2002 verstorbenen J. Hart jetzt so genannt), wo sich Leipziger Künstler mit auswärtigen Gästen zu einem aktuellen Thema zu einer großen Session treffen.

Substantiell wird das Festival durch Seminare, Diskussionsrunden und Ausstellungen abgerundet. Immer mehr Künstler verlegen ihre Premieren in die Lachmesse, weil sie wissen, dass sehr viele nationale und internationale Medien, Fachleute und Veranstalter das Festival besuchen. Zu den zurückliegenden 23 Festivals gastierten über 1200 Künstler aus 20 Ländern.

Zur Geschichte: 1990 entwickelten der damalige Direktor der „Leipziger Pfeffermühle”, Rainer Otto, der Gründer der „academixer”, Jürgen Hart, und Kulturmanager Arnulf Eichhorn Idee und Konzept für das Festival. Im Sommer ´91 – bei 38°C im Schatten – mit ca. 30 Veranstaltungen gestartet, schipperte das Vorhaben scharf am Flop vorbei. Ab 1992 wurde die Lachmesse in den Oktober verlegt, expandierte von Jahr zu Jahr, und kann sich bester Publikumsresonanz erfreuen. Gefördert wird die Lachmesse von der Stadt Leipzig und wechselhaft von Stiftungen.

Treue Sponsoren sind die Sparkasse Leipzig, die Leipziger Messe, die Radeberger Gruppe, Brauerei Krostitz GmbH, Getränke-Staude. Präsentiert wird die Lachmesse von der Leipziger Volkszeitung und dem MDR. Das MDR-Fernsehen produzierte bislang 18 Sendungen und zwei Galas über das Festival.

Zahlen und Fakten:

• 23 Festivals, jeweils elf Tage im Oktober
• 30.000 Zuschauer pro Festivaljahr
• Besucher: deutschlandweit 120 Veranstaltungen
• 170 Gastkünstler
• 12 Spielstätten

Das Interview

Arnulf Eichhorn
Arnulf Eichhorn

Frage 1: Die Lachmesse in Leipzig geht dieses Jahr in die 24. „Runde“. Sie gehört somit zum festen kulturellen Programm der Stadt. Können Sie mir kurz schildern, wie es damals zur Entstehung der Lachmesse kam? Was waren die Beweggründe der Initiatoren?

Wir haben 1991 klein angefangen mit 35 Veranstaltungen. Wir wollten gezielt die Szene aus Ost und West zusammenführen und internationale Kleinkunst-Gäste präsentieren. Damals besonders vom europäischen Gedanken beseelt, nannten wir uns auch vornehm: „Europäisches Humor- und Satire-Festival Leipzig“. Da das Kind auch einen Vornamen brauchte, kamen wir als Messestadt und mit unseren Absichten auf Lachmesse. „ (…) ein selten blöder Name”, titelte damals der Kreuzer. Mittlerweile finden alle den Namen schick.

Frage 2: Die Lachmesse ist für viele Künstler eine Chance sich einem breiteren Publikum vorzustellen. Jedes Jahr kann der Zuschauer neue Aspekte der Kleinkunst entdecken. Wie wählen Sie die Künstler aus? Gibt es ein Bewerbungsverfahren oder eine Jury, die die Künstler auswählt?

Wir halten Augen und Ohren offen, schauen uns auf der Kulturbörse Freiburg nach interessanten Künstlern um und haben nach 24 Jahren Kontakte zu (fast) allen Agenturen der Szene. Auf YouTube gibt es Angebote ohne Ende und alle TV Sender präsentieren Kabarettisten ohne Ende. Mittlerweile melden sich die Kabarettisten der „Bundesliga”, wie wir sie gerne nennen, von alleine unter dem Motto: „Ich hab‘ ein neues Programm, ich komme!”. Jurytätigkeit findet nur bei der Nominierung unseres „Kupferpfennig-Wettstreits” statt, unserem Nachwuchswettbewerb.

Frage 3: Was ist eigentlich die Intention der Lachmesse? Welche Botschaft wollen Sie dem Publikum übermitteln?

…einmal im Jahr will die Kabaretthochburg Leipzig die Szene aufmischen. Schwerpunkte sind politische Satire, Pflege die guten alten Tante ‚Ensemblekabarett’ und neue Formen der Kleinkunst. Die Botschaft ist: Das Kabarett lebt, schaut Euch live an, was es zu bieten hat.

Frage 4: Denken Sie, dass Kleinkünstler durch Auftritte während der Lachmesse den „Sprung“ vom kleinen, nur wenigen Insidern bekannten Künstler, hin zu einer allseits bekannten Gengregröße schaffen? Gibt es vielleicht sogar einen Künstler, der bei seinem ersten Auftritt während der Lachmesse noch weitestgehend unbekannt war und jetzt mit seinem Programm ein Garant für einen ausverkauften Saal ist?

Nahezu alle gefragten Künstler der Szene, die regelmäßig in Leipzig gastieren, haben ihren Start bei der Lachmesse gehabt. Viele Veranstalter anderenorts kommen zum Festival und lassen sich für ihre Spielplangestaltung anregen, respektive konsultieren sich gerne mit uns. Einen kräftigen Schub erhalten besonders die Preisträger der Lachmesse. Bspw. haben unsere ersten „Löwenzahnpreisträger” vor 24 Jahren, die „Missfits“, kurz vorher noch auf der Straße Theater gemacht.

Frage 5: Während der Lachmesse wird dem Publikum, wie auf Ihrer Webseite in der Pressemitteilung treffend formuliert wird “… ein Mix an politischer Satire, Kabarett, Musik und Comedy“ geboten. Gibt es eine Richtung, die vom Zuschauer klar favorisiert wird? Haben Sie auch eine bevorzugte Stilrichtung?

Bernd-Lutz Lange sagte zur Gründung unseres Festivalvereins 1990: „Lachmesse darf alles – im Grunde sollte es aber heiter sein.“ Das ist sozusagen unser Credo bis heute. Schwerpunkt, wie gesagt, ist das politisch-satirische Kabarett.

(Zusatzfrage) Frage 6: Gibt es für die bevorstehende Lachmesse vom 16.-26. Oktober 2014 bereits einen Künstler oder eine Künstlerin auf die Sie sich besonders freuen? Gibt es einen Geheimtipp, den Sie uns besonders an Herz legen würden?

Mehrere: Vorfreude und Geheimtipp zugleich sind: Josef Hader, Alfred Dorfer, Torsten Sträter, Lizzy Aumeier, Timo Wopp. Die vielen bekannten weiteren Stars der Szene sprechen für sich. Nicht verpassen sollte man am 26.10. unsere traditionelle Jürgen-Hart-Satire-Matinee und die Abschluss-Gala „Olaf Schubert & Freunde” u.a. mit Michael Hatzius und seiner Echse in der Oper.

Vielen lieben Dank an Herrn Eichhorn, dass er sich die Zeit genommen hat uns die Fragen zu beantworten!

Wer mehr erfahren möchte:
Informationen über das Programm und Vorverkaufsstellen der Lachmesse sowie über die aktuellen Spielpläne der Leipziger Kabaretts gibt es im Internet unter: www.lachmesse.de

Kontakt zum Lachmesse-Büro:

Arnulf Eichhorn
Denkmalsblick 13
D – 04277 Leipzig
Fon: 0341-8780 570
Fax: 0341-8780 573
E-Mail: eichhorn@lachmesse.de

 

Stefanie Karg
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