Was ist Cuxhaven nicht für eine blühende Metropole – Siemens baut gerade ein gigantisches Werk mit über 1000 neuen Arbeitsplätzen, sämtliche großen Lebensmittelkonzerne sind über Tochter- und Subunternehmen in der Fischerei und dem Überseehandel vertreten, riesige Frachtschiffe mit über 100 Containern Ladekapazität verschiffen jedes Jahr Autos, Windkraftanlagen und Flugzeugteile in alle Welt.
Während im Cuxport fleißig gebaut, produziert, verladen und verschifft wird, wirkt Cuxhaven eher verschlafen, die Innenstadt ist überschaubar und in wenigen Minuten durchschritten. Etwas außerhalb aber, immer noch auf Cuxhavener Terrain, lockt das UNESCO Weltkulturerbe Wattenmeer jedes Jahr hunderttausende Besucher.

Und in all dieser betriebsamen Beschaulichkeit kreuzt der knallrote Bus mit den Teilnehmern der Jahrestagung des Museumsverbandes Niedersachsen & Bremen durch die engen Straßen. Es ist der 17. März, irgendwas zwischen 15 und 16 Uhr und die Anwesenden genießen den kurzen Austritt am Besucherzentrum Wattenmeer, um die Nase in die Frühlingssonne zu halten. Nach einer Rundfahrt durch den Cuxport mit einem ganzen Füllhorn an Informationen zum Aufschwung des Hafengebietes folgt nun der etwas beschaulichere Zwischenteil: eine Führung durch das Besucherzentrum und die Chance für einen kurzen Sprint zum Wasser und zurück zum Bus.
Anschließend geht es zum Museum Windstärke 10, für einen Kaffee zur Stärkung und einen geführten Blick in die Ausstellung. Nach aufregenden vier Stunden bleibt noch etwas Zeit für einen kurzen Abstecher ins Hotel, bevor sich die größer werdenden Teilnehmergruppen Richtung Schloss Ritzebüttel begeben. Der offizielle Empfang der Stadt Cuxhaven stimmt auf das Tagungsthema ein: kleine Stadt mit finanziellem Engpass aber großen Ambitionen, strahlenden (vergangenen) Wirtschaftszahlen und großem Potenzial sucht neue Wege der Selbstfindung und ‑positionierung.

Genauso geht es vielen Museen, egal ob großes, mittleres oder kleines Haus, unabhängig von haupt- oder ehrenamtlichen Engagement. Der einzige Unterschied ist, dass, je kleiner die Institution wird, je weniger Gelder, Personal und Ressourcen zur Verfügung stehen, kleinere Museen schneller am Limit arbeiten. Wenn es sein muss, und das ist es meistens, auch weit darüber hinaus. Doch anstatt nun verzweifelt die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen, setzt die Tagung des Museumsverbandes ein positives Zeichen.

In drei Workshops zu den Themen „Kleine Museen – was sie leisten“,  „Kulturelle, gesellschaftliche und touristische Funktion kleiner Museen“ und „Qualifizierung kleiner Museen“ kommen Museumsmacher zu Wort, die kreative Strategien, Initiativen und Ideen in die Tat umsetzen. Die Vorträge reichen von der Berichterstattung der konkreten Arbeit in einem Heimatmuseum („Einen Verein jung und aktiv halten“, Feuerwehrmuseum Salzbergen) über die Vernetzungsarbeit von Verbänden für Museen („Der Kulturverbund Friesland – Netzwerke als Chance für kleine Museen“, Schlossmuseum Jever) bis hin zur Einrichtung eines eigenen Volontariates zur Erfassung und Systematisierung der musealen Landschaft (Förderung kleiner Museen durch ein dezentrales Volontariat. Das Projekt „KuBi-Regio“ in Südniedersachsen“, Landschaftsverband Südniedersachsen).

Trotz des ein oder anderen Wermutstropfens – die Ankündigung, dass Regialog den nächsten Jahrgangswechsel nicht mehr miterleben wird, wurde von allen ehemaligen und aktuellen Wegbegleitern mit Bedauern aufgenommen – ist die Stimmung positiv.
In zahlreichen Gesprächen offenbart sich, dass immer irgendwie irgendwo die passende Lösung liegt. Und was nicht passt, wird passend gemacht.

Tina von Renteln
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