Am 5. April 2016 wurde das neueste Werk des großen niederländischen Künstlers Rembrandt enthüllt. Auch 347 Jahre nach dem Tod des Meisters der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts scheinen immer wieder neue, unentdeckte Werke des Künstlers aufzutauchen. Naja, zugegeben nicht ganz. Denn das am Dienstag in Amsterdam enthüllte Werk ist kein Rembrandt-Original. Genauer gesagt, es ist nicht einmal gemalt.

„The Next Rembrandt“ nennt sich das Projekt der Gemeinschaftsarbeit der Technischen Universität Delft, Microsoft, ING Bank, Museum Het Rembrandthuis und Mauritshuis. In den vergangenen 18 Monaten hat das Team gemeinsam eine Fragestellung verfolgt: Können Technologie und modernste Computertechnik das Leben und Werk eines der größten und innovativsten Malers seiner Zeit „zurück“bringen?

To create new artwork using data from Rembrandt’s paintings, we had to maximize the data pool from which to pull information. Because he painted more portraits than any other subject, we narrowed down our exploration to these paintings.

Quelle: The Next Rembrandt – Determining the Subject

Um dieses Experiment durchzuführen wurden 346 Originale des niederländischen Meisters analysiert und mithilfe von 3D Scannern erfasst. Das Resultat war eine digitale Datenmenge mit über 15 Terabyte Größe. Diese Datenmengen wurden analysiert und genutzt, um daraus ein neues Bild zu erstellen, welches dem einzigartigen Stil von Rembrandt nachempfunden wurde.

When you want to make a new painting you have some idea of how it’s going to look. But in our case we started from basically nothing — we had to create a whole painting using just data from Rembrandt’s paintings. – Ben Haanstra, Developer

„To master his style, we designed a software system that could understand Rembrandt based on his use of geometry, composition, and painting materials. A facial recognition algorithm identified and classified the most typical geometric patterns used by Rembrandt to paint human features. It then used the learned principles to replicate the style and generate new facial features for our painting.

Quelle: The Next Rembrandt – Generating the Features

Da ein Bild aus mehreren Farbschichten besteht, die durch den wiederholten Farbauftrag mit dem Pinsel entstehen, mussten die Werke des Meisters auf ihre Tiefenwirkung hin analysiert werden. Hierfür griff man auf die 3D Scans seiner Bilder zurück.

Letztendlich wurde das Werk mit einem 3D Drucker angefertigt, der die Farben – farbbasierte UV Tinte –  nach einem von einem Computer berechneten System – bestehend aus 148 Millionen Pixeln – in insgesamt 13 Schichten auf den Bildträger „druckte“.

We then used an elevated printing technique on a 3D printer that output multiple layers of paint-based UV ink. The final height map determined how much ink was released onto the canvas during each layer of the printing process. In the end, we printed thirteen layers of ink, one on top of the other, to create a painting texture true to Rembrandt’s style.

Quelle: The Next Rembrandt – Bringing it to Life

Bei der Präsentation des fertigen Werks mussten sich die Erschaffer jedoch fragen lassen, wozu all die Arbeit? Oder schlicht und ergreifend: Warum?

Die Antwort von Bas Korsten, dem Leiter des Projektes lautete:

The project couldn’t actually create a new Rembrandt – Only Rembrandt could create a Rembrandt. But it was a brilliant way for people to understand, what made Rembrandt Rembrandt. It is a way of keeping the great master alive.

Quelle: Independent

Ist mit diesem Projekt jetzt die Zukunft der Kunst festgelegt worden? Ist der Beruf des Künstlers von nun an vom Aussterben bedroht? Werden Computer die künftigen Meister der Kunstgeschichte? Nein. Dieses Projekt ist weder einer Kampfansage an die Alten Meister, noch an die Künstler der Gegenwart. Es repräsentiert lediglich, was heutzutage mithilfe modernster Technik möglich ist. Die Erstellung des „Neuen Rembrandt“ baut auf der Analyse von 170 000 Gemäldefragmenten des Meisters auf. Komplizierte Algorithmen, erhebliche Datenmengen und mehr als 500 Stunden rendern waren nötig, um dieses Werk zu „berechnen“. Das Resultat ist ein Gemälde, das lediglich zeigt, wie ein Computer einen Rembrandt wiedergeben würde. Was jedoch nicht außer Acht gelassen werden darf ist der Fakt, dass erstens die Programme, nach denen der Computer das Werk erstellt hat, von Menschen geschrieben wurden. Zweitens Menschen dem Computer „gesagt“ haben, wie das Kunstwerk aussehen soll und drittens der Rechner natürlich nicht über menschliches Kunstverständnis verfügt. Er wird es immer wieder schaffen ein täuschend echt wirkendes Meisterwerk zu fälschen. Jedoch niemals ein wahres Meisterwerk schaffen können. Es ist, wie Korsten sagt: „Only Rembrandt could create a Rembrandt.”

Die Webseite zu dem Projekt findet sich hier.

Lesenswerte Beiträge zu The Next Rembrandt bei The Verge und The Guardian.

 

Beitragbild: Screenshot, The Next Rembrandt.

Stefanie Karg
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