Die Anfänge

Screenshot der MS-DOS Version (1990) des Spiels „The Oregon Trail“ von 1971. Kann hier online gespielt werden.

Es gibt unzählige Titel die sich mit unserer Vergangenheit beschäftigen, eines der frühesten, wenn nicht das früheste ist das von den US-Amerikanern Don Rawitsch, Bill Heinemann und Paul Dillenberger entwickelte „The Oregon Trail“. Im Jahr 1971 nutzte der Geschichtslehrer Rawitsch sein Spiel um den SchülerInnen die Besiedlung des amerikanischen Westens näher zu bringen, indem die SpielerInnen den sogenannten Oregon Trail nacherleben. Aufgabe ist es eine Gruppe von Siedelnden, wie sie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu tausenden Unterwegs waren, erfolgreich in den pazifischen Nordwesten zu führen. Dabei müssen verschiedene Herausforderungen bestanden werden, wie die Versorgung der Siedler mit Nahrung. 1974 erschien eine kommerzielle Version des Spiels, mit grafischer Oberfläche. Das Spiel sollte immer wieder Neuauflagen erfahren, zuletzt 2012 als es auch für Smartphones veröffentlicht wurde.

Screenshot aus dem Spiel „Indiana Jones and the Last Crusade: The Graphic Adventure“ von Lucasfilm Games (später LucasArts) aus dem Jahr 1989.

Bereits Anfang der 1980er Jahre, als Videospiele immer bessere grafische Oberflächen anboten, wagte sich die junge Branche auf das Feld der Archäologie. Im Kontext des großen Erfolges der Indiana-Jones-Filme entwickelte Lucasfilm Games (später LucasArts) 1989 das Spiel zum gleichnamigen neuen Film der Reihe „Indiana Jones and the Last Crusade: The Graphic Adventure“. Bei diesem Spiel, dass für DOSAmigaAtari STMacintoshFM Towns und Amiga CDTV erschien, handelte es sich um ein klassisches Point&Click-Adventure. Die Aufgabe der Spieler war es, zahlreiche Rätsel zu lösen indem sie mit den Personen und Gegenständen in der Spielwelt interagierten. Bei diesem Titel handelte es sich bereits um den fünften Teil einer Reihe von Videospielen, die 1982 auf dem Amiga mit „Raiders of the Lost Ark“ begann und bis 2009 mit „Lego Indiana Jones: Die neuen Abenteuer“ ihren bisher letzten und 17. Eintrag fand.

Spätere Vertreter der Reihe, wie „Indiana Jones and the Infernal Machine“ von 1999 sind dem Genre der Action-Adventure zuzuordnen. Hier lenkt man die Protagonisten in Third-Person-Perspektive durch die Spielwelt, man blickt der Spielfigur also über die Schulter. Dieser Genre Wechsel erfolgte auch aufgrund der zweiten berühmten Archäologin in der Welt der Computerspiele: Lara Croft aus Tomb Raider.

Bis heute (Stand 2017) sind insgesamt 18 Spiele im Tomb-Raider-Universum erschienen. Entwickelt wurden die Titel zunächst von Core Design und später von Crystal Dynamics. Allerdings handelt es sich dabei zum Teil um Smartphone-Spiele und Remakes älterer Titel. Lara Crofts Abenteuer begann im Jahr 1996 und erregte besonders durch das komplexe Leveldesign und der herausragenden Grafik Aufmerksamkeit. Der jüngste Teil der Reihe erschien 2015 unter dem Titel „Rise of the Tomb Raider“.

Diese beiden, sehr erfolgreichen Videospielreihen haben zwar Archäologen als Protagonisten, beschäftigen sich aber de facto kaum mit archäologischen Inhalten. Im Mittelpunkt stehen bei Indiana Jones die Inhalte der Filme und das Lösen von Rätseln. Bei Tomb Raider sind es die komplexen Level, die es mit Vorsicht und Geschick zu erkunden gilt. Dabei muss der Spieler sich bewaffnete Gegner vom Leib halten, Puzzles lösen und komplizierte Sprungpassagen meistern.

Nach diesem Ausflug in die Geschichte der Videospiele und der beiden Titel, die erstmals Archäologie thematisierten, möchten wir allerdings Videospiele betrachten, deren Quellen archäologische Forschung darstellen.

Dazu folgt in Kürze Teil 2.

Kevin Ostwald

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